Über 5000 Menschen haben die Online-Initiative «Rheinraus!» unterschrieben. Sie wollen den Natur-Rhein und dies trotz der Nutzungskonflikte bei der Landwirtschaft und beim Grundwasser. Am 14. September haben die Umweltverbände der obersten Rheinkommission die Ja-Stimmen übergeben, mit der Bitte, auch die breite Bevölkerung ernst zu nehmen; und eben nicht den „Mini-Rhein zu planen“.
Hochwasser könnten im unteren Rheintal riesige Schäden anrichten und einzelne Gebiete bis zu neun Meter unter Wasser setzen. Ein viel breiteres Flussbett zur Ableitung der Wassermassen wäre die Lösung. Das Schutzdefizit sei auch Auslöser des Projektes Rhesi (Rhein Erholung Sicherheit). Gleichzeitig seien die Gewässerschutzziele zu erfüllen. Demnach müsse wieder ein naturnaher Rhein geschaffen werden, der die ursprünglichen ökologischen Funktionen erfülle.
Dazu müssten mindestens fünf längere Rheinabschnitte (Trittsteine) mit Auenstruktur geschaffen werden. Diese dürfen höchstens vier Kilometer voneinander entfernt sein, damit die Wiederbesiedlung mit gewässertypischen Arten erfolgen könne.
Gegen diese Minimallösung wehren sich die Bauern und Trinkwasserversorger lautstark. Letztere wollen ihre Grundwasserbrunnen im Rheinvorland erhalten. Einzelne Grundwasserbrunnen könnten aber ohne jeden Zweifel aus dem Rheinvorland zu Gunsten des Flussparadieses verlegt werden. Auch wenn z.B. die Widnauer Brunnen entfernt würden, stünde ausserhalb der Dämme ausreichend Wasser zur Verfügung, um jährlich 2.2 Milliarden Red-Bull-Dosen abzufüllen und den guten Service Public für die Bevölkerung zu gewährleisten.
Die Umweltverbände sind nicht zuversichtlich, dass die erforderliche Minimallösung punkto Gewässerschutz konsequent angestrebt wird. Deshalb richten sie mit der Unterschriftenübergabe erneut einen Appell an das Entscheidungsgremium «Gemeinsame Rheinkommission».
Die Übergabe fand symbolisch um fünf vor zwölf statt. «Es ist noch nicht zu spät das Ruder rumzureissen», meintr Lukas Indermaur vom WWF. Auch Christian Meienberger von ProNatura appelliert reindringlich, die Kommission möge sich am technisch Machbaren und nicht an Partikularinteressen orientieren. Bianca Burtscher vom Naturschutzbund Vorarlberg brachte es auf den Punkt: «Die Planungen sollen einem Jahrhundertwerk gerecht werden, was umso höhere Ansprüche an den Gewässerschutz stellt. Es ist auch wichtig, dass die Entscheidungsträger das öffentlich kommunizieren». Letztlich würden nebst Tier- und Pflanzenarten vor allem auch die Wirtschaft und die Bevölkerung vom Naturparadies profitieren.
Umfragen in den Jahren 2011 und 2015 haben ergeben, dass die Bevölkerung sich möglichst naturnahe und umfassende Rheinaufweitungen wünschen.
Medienmitteilung von WWF, Pro Natura und Naturschutzbund Vorarlberg.