Rhesi: Der Rhein soll innerhalb der Dämme bleiben
Am 28. April 2016 haben die Planer das Hochwasserschutzprojekt Rhesi (Rhein – Erholung und Sicherheit) vorgestellt. Auf Wunsch der Gemeinden soll der Rhein innerhalb der bestehenden Hochwasserdämme bleiben. Dies widerspricht den Forderungen der Umweltverbände.
Um ein Jahrhunderthochwasser zu verhindern, bekommt der Alpenrhein im untersten Abschnitt mehr Platz. Statt in einem engen Korsett soll das Wasser an Sandbänken und naturnahen Uferzonen vorbei fliessen und neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere bilden. In der neu entstehenden Flusslandschaft sollen sowohl Pflanzen und Tiere als auch erholungsbedürftige Menschen Platz haben. Zudem muss die Trinkwasserversorgung aus dem Grundwasser sichergestellt bleiben.
Mit baulichen Massnahmen soll die Abflusskapazität auf dem 26 Kilometer langen Abschnitt zwischen Oberriet SG und Bodensee stark erhöht werden. Das Grossprojekt, an welchem Österreich und die Schweiz beteiligt sind, kostet laut einer Schätzung der ETH Zürich mindestens 600 Millionen Franken. Es wurde vor zehn Jahren begonnen und soll in rund 20 Jahren Jahren abgeschlossen sein.
Die Rheinkommission der beiden Länder hat am Donnerstag in St. Margrethen das Generelle Projekt vorgelegt. Das Flussbett soll hauptsächlich innerhalb der bestehenden Dämme aufgeweitet werden und die Trinkwasserfassungen sollen im Vorland bleiben. Diese Eckpunkte entsprächen dem Wunsch der Rheintaler Gemeinden. Noch offen ist, was an den drei Hotspots bei der Ill-Mündung, bei Diepoldsau und bei der Bodenseemündung passiert. Es geht um sogenannte Dammabrückungen – eine Verschiebung der Dämme nach aussen, welche höchst umstritten sind. Deshalb seien diese als «Planungslupen» vorerst ausgeklammert
worden, sagte Markus Mähr, Projektleiter Rhesi.
Wie die Umweltverbände das vorgestellte Projekt aufnehmen werden, ist offen. Der WWF war für eine Stellungnahme am Donnerstag nicht erreichbar. Die Umweltverbände, welche sich über die Internet-Plattform «Lebendiger Alpenrhein» und mit einer Flugblattaktion an die Bevölkerung äusserten, forderten eine weit umfassendere Revitalisierung des Rheins. Der Rhein müsse aus seinem Zwangskleid befreit und die Trinkwasserbrunnen müssten aus dem Vorland entfernt werden. Aus den bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen solle eine natürliche Landschaft mit Auenwald, Flussläufen und kleinen Seen werden, in welcher die Bevölkerung «bräteln und baden» könne.
Schutz vor Hochwasser hat Priorität
Dass es bei Projekten in dieser Grössenordnung eine Vielzahl unterschiedlicher Standpunkte und Interessen gebe, verstehe sich von selbst, sagte der der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner. Und der St. Galler Baudirektor Willi Haag forderte Kompromisse. «Wenn die Akteure auf ihren Maximalforderungen beharren, werden wir noch sehr lang auf eine Verbesserung des Hochwasserschutzes im Rheintal warten müssen.»
«Es wäre das erste solche Jahrhundertprojekt, bei dem es keine Gerichtsverfahren gäbe», sagte Markus Mähr, Projektleiter Rhesi. Bis es zu einem solchen kommen könnte, fliesst aber noch viel Wasser den Rhein hinunter. Wenn das Generelle Projekt in rund zwei Jahren fertig gestellt ist, muss es sowohl in der Schweiz wie auch in Österreich eine Umweltverträglichkeitsprüfung bestehen.
SDA